Die Biografie des Künstlers
Ausführliche Vita

 

1925-1941
Jugendjahre im Berner Oberland, Jurasüdfuss und im Baselbiet

Werner Urfer wurde am 19. April 1925 in Bönigen am Brienzersee im Berner Oberland als zweiter von fünf Knaben geboren. Hier verbrachte er seine ersten Lebensjahre. Die Familie lebte in sehr einfachen Verhältnissen und hatte immer wieder finanzielle Schwierigkeiten. Darum konnten die Eltern den Kindern nicht immer viel Fürsorge zukommen lassen. Trotzdem bezeichnete Werner Urfer seine Kindheit als glücklich. Er genoss viel Freiheit. Die Kameradschaft mit seinen Brüdern und mit anderen Kindern im Dorf konnte er in vollen Zügen ausleben.

 

Der Vater, Adolf Urfer (1894-1974) entstammte einer bescheidenen Böniger Familie. Kurz vor dem Ausbruch des ersten Weltkriegs trat er eine Stelle bei der Post in Interlaken an. 1914 wurde er wieder entlassen. Im Krieg leistete er Aktivdienst. Die Böniger Bauernfamilie seine Mutter, Margaritha Mühlemann (1899 – 1968), war wohlhabend. Wegen einer ungeplanten Schwangerschaft mussten sie 1920 heiraten. Die Mutter hatte das ganze Leben das Gefühl unter ihrem Stand geheiratet zu haben. 1921 kommt Werners Bruder Hermann zur Welt, 1925 Werner und 1926 sein Bruder Willy. Alle wurden in Bönigen geboren. Nach einer langen Pause kommen zwei weitere Brüder zur Welt: 1936 Erwin und 1941 Walter.

 

Dank einer Erbschaft der Mutter konnte sich die junge Familie um 1928 in Welschenrohr im Kanton Solothurn ein kleines Bauerngut kaufen. Dem Vater gelang es nicht, diesen Hof erfolgreich zu führen. Bald schon musste die Familie weiter ziehen, diesmal nach Niederbipp im Kanton Bern. Hier fand der Vater eine Anstellung als Handlanger auf dem Bau. Der Lohn war niedrig und das Geld reichte für die grosse Familie nicht aus.

 

In Muttenz bei Basel fand der Vater schliesslich eine Anstellung bei der Firma Edmund Jourdan AG als Handlanger auf dem Bau. Später wurde er von der Firma Senglet AG als Magaziner eingestellt. Hier blieb er bis zu seiner Pensionierung. Auch in Muttenz zog die Familie zweimal um. Die Verhältnisse blieben sehr bescheiden. Stets fehlte es an Geld. Manchmal kam es deswegen auch zu dramatischen Szenen. Aus Verzweiflung wollte sich der Vater etwas antun. Ein grosser Gemüsegarten, der sorgfältig bewirtschaftet wurde, war die Lebensgrundlage der Familie. Nach der Pensionierung des Vaters in 1954, zogen die Eltern mit dem jüngsten Sohn Walter zurück nach Bönigen.

 

Werner Urfer war ein aufgewecktes, fantasievolles und unternehmungslustiges Kind sowie ein guter Schüler. Mit seinen Brüdern unternahm er viele Streifzüge in die umliegenden Wälder. Insbesondere mit Hermann, dem älteren Bruder, verstand er sich sehr gut. Zusammen konnten sie stundenlang zu Hause spielen. Ein Tischhockeyspiel wurde erfunden und sie veranstalteten Turniere mit Holzfigürchen «Mannsgöggeli» genannt. Werner konnte sich aber auch ganz für sich alleine ins Zeichnen vertiefen. Nach der Schule ging er, wie damals üblich, ein Jahr in den Landdienst nach Nods im Französischen Berner Jura, um Französisch zu lernen. Eine Förderung des künstlerischen Talents ihres Sohnes kam den Eltern nicht in den Sinn. Seinen ersten Malkasten erhielt er von seinem vier Jahre älteren Bruder Hermann.

 

1942-1947
Lehre und Arbeit als Chemielaborant bei Sandoz

Nach dem Jahresaufenthalt in der Westschweiz begann er eine Lehre als Chemielaborant bei der Firma Sandoz in Basel. Diese Berufswahl entsprach auch den Vorstellungen seiner Eltern. Es folgten in materieller Hinsicht gute Jahre. Werner Urfer hatte eine geregelte Arbeit, einen guten Verdienst und eine Fünftage-Arbeitswoche, damals noch keine Selbstverständlichkeit.

 

Werner Urfer war ein sehr sportbegeisterter, spielfreudiger und geselliger junger Mann. In seiner aktiven Zeit als Sportler spielte er neben Fussball auch Tennis. Bei beiden Sportarten erreichte er ein beachtliches Niveau. Beim FC Konkordia spielte er in der 2. Liga Fussball (dazumal die zweithöchste Liga). Auch im Tennis nahm er an nationalen Turnieren teil. Fussball und Tennis blieben zeitlebens seine Passionen. Trotzdem schlummerte in Urfers Innerem seine künstlerische Ader, die nicht genügend genährt wurde, weiter. In seiner Freizeit verbrachte er viele Stunden im Kunstmuseum, wo er Gemälde der klassischen Meister kopierte.

 

Urfer konnte diesem Zwiespalt zwischen seinem täglichen Beruf und seiner künstlerischen Berufung nicht lange standhalten. Er litt unter Albträumen. Jemand riet ihm, sich gänzlich der Malerei zu widmen. Er nahm den Rat ernst und rang sich zum Entschluss durch, fortan seiner ursprünglichen Bestimmung, der Malerei, zu folgen.

 

1948-1953
Der Weg zum Künstler: die Lehrjahre in Basel bei Wolf Barth

Als künstlerischen Lehrmeister wählte er den bekannten Schweizer Maler Wolf Barth (1926 Basel - 2010 Paris). Es folgten fünf Jahre intensiver Studienzeit. Werner Urfer traf hier auch seine zukünftige Frau, die sich ebenfalls bei Wolf Barth ausbildete.

 

> Kurzinformation zum Schweizer Maler Wolf Barth (Link Eintrag SIK Art)

 

1953-1954
Aufbruch nach Paris

Verliebt und voller künstlerischem Tatendrang gingen Werner Urfer und seine zukünftige Frau zusammen mit Werners Bruder Willy nach Paris, wo sie einige Monate verbrachten. Die Zeit war in künstlerischer Hinsicht zwar befruchtend, aber auch schwierig. Der erhoffte künstlerische Durchbruch gelang nicht. Geldmangel und das Fehlen realistischer Perspektiven führten dazu, dass das Künstlerpaar in die Schweiz zurückkehrte. Sie kehrten aber nicht nach Basel zurück, sondern wählten Zürich als neuen Wohn- und Arbeitsort.

 

Zuerst wohnten sie im Enge-Quartier von Zürich. Nach einem kurzen Abstecher nach Zürich-Affoltern, fanden sie 1955 eine günstige Wohnung in einem 400-Jahre alten ehemaligen Bauernhaus an der Zürichbergstrasse im Fluntern-Quartier. Trotz der bevorzugten Wohnlage, fehlte es im alten Haus an jeglichem Komfort. Das junge Paar und die bald wachsende Familie lebten sehr bescheiden. In diese Zeit fällt auch ein dreimonatiger Gefängnisaufenthalt von Urfer. Der Grund war seine Verweigerung des Militärdienstes. Nach seiner Zeit als Soldat im Aktivdienst wurde Werner Urfer überzeugter Pazifist.

 

1954-1996
Künstlerische Etablierung in Zürich

In Zürich kamen die drei Kinder zur Welt: 1954 Iris, 1956 Silvia und 1959 Thomas. Das Atelier des Künstlers befand sich im Elternschlafzimmer. Werner Urfer arbeitete mit grosser Disziplin und Regelmässigkeit. Bald hatte das junge Paar einen grossen Freundeskreis und verkehrte regelmässig im Café Odeon und im Café Select. Das waren wichtige Begegnungsorte der jungen intellektuellen Generation, wo sich die «jungen Wilden» trafen. Diese «Szene» lehnte sich gegen die amerikabegeisterte, konsumfreundliche und gutbürgerliche Gesellschaft der fünfziger- und sechziger Jahre auf. Hier trafen sich Künstler wie Secondo Püschel, Florian Granwehr, Gottlieb Kurfiss, Silvio Mattioli, Alex Sadkowski, und viele andere mehr.

 

Später bezog Urfer auch Ateliers ausserhalb der Wohnung. Eines befand sich an der Trittligasse in der Zürcher Altstadt, andere an der Vogelsangstrasse und in der Künstlerkolonie an der Südstrasse. Werner Urfer konnte einige seiner Werke direkt an Interessierte verkaufen. Er beteiligte sich an verschiedenen Ausstellungen. Zusätzlich nahm er nach der Geburt der zweiten Tochter eine Teilzeitstelle als technischer Zeichner bei der Firma Trüb, Tauber & Co, welche Messgeräte herstellte, an. Etwa ab 1964 lebte die Familie nur noch von der Malerei.

 

1969 kam es zur Trennung von Frau und Familie. Urfer zog in sein Atelier in der «Künstlerkolonie an der Südstrasse», unterhalb des Burghölzli-Hügels. 1972 bezog er an der Döltschihalde im Triemli-Quartier, ein von der Stadt Zürich vermietetes Wohn-Atelier. Hier lebte und arbeitete er bis zu seinem Tode im Jahr 1996.

 

In den 1970er Jahren war es dann soweit: seine Etablierung als Kunstmaler war so weit fortgeschritten, sein Werk so gefragt, dass er nun gut von der Malerei leben konnte. Seine Bilder verkauften sich gut, er war bei Galeristen und Ausstellungsmachern bekannt und gefragt. Namhafte Ausstellungen und Preise ehrten ihn in diesem letzten Drittel seines Lebens. Trotzdem durchlief er nach der Trennung von seiner Familie eine persönlich sehr schwere Zeit und zog sich immer mehr vom öffentlichen Leben und vom «Zürcher Kunstkuchen» zurück.

Werner Urfer als Kind

Werner Urfer als Kind

als Chemielaborant bei Sandoz

als Chemielaborant bei Sandoz

Pariser Atelier

Pariser Atelier

im Atelier in Zürich

im Atelier in Zürich