Die Biografie des Künstlers
Zeitgeschichtliches Umfeld: Zürich um 1960-1980

 

Werner Urfer betonte in seinem künstlerischen Werk den Begriff der Harmonie. Seine Umgebung und Zeit war aber alles andere als harmonisch: soziale Spannungen, wirtschaftlicher Aufschwung, Ölkrisen und eine politisch angespannte Weltlage mit grossen Umbrüchen waren die Kennzeichen der Zeit.

 

Nachkriegszeit: Zürich erfährt einen wirtschaftlichen Aufschwung

Nach dem zweiten Weltkrieg kam unerwartet der grosse Aufschwung der Stadt Zürich. Im Gegensatz zu der Erwartungshaltung, dass die Nachkriegszeit in eine allgemeine Krisensituation bezüglich Wirtschaft und Wohlstand münden würde, erfuhr die Stadt einen enormen wirtschaftlichen Aufschwung. Es herrschte Vollbeschäftigung und ein Mangel an Arbeitskräften. Man war über die ausländischen Arbeiter aus dem kriegsversehrten Europa sehr froh. Gleichzeitig wandelte sich Zürich dadurch zu einer neu multikulturellen Grossstadt. Soziale Spannungen resultierten aus dem Wirtschaftsboom und der angespannten politischen Weltlage (Kalter Krieg).

 

1956 bis 1968: «Globuskrawalle» – Jugendbewegung

Nach dem Aufstand von 1956 in Ungarn formierte sich in Zürich eine starke antikommunistische Bewegung. In der ganzen Schweiz wurde aufgerüstet; das Land befand sich wie andere Länder in «Kriegsbereitschaft». Die gesellschaftlichen Werte befanden sich im Umbruch. Der lange Krieg noch in Erinnerung, der Vietnamkrieg vor Augen – all dies löste auch in Zürich die Jugendbewegung der 1968er und mit ihr die «Globuskrawalle» aus. Die Hippiebewegung und grundsätzliche Sinnsuche in der boomenden Wirtschaftsstadt Zürich brachte die Jugend in Aufruhr. Gleichzeitig fand in Zürich ein regelrechter Bauboom statt, die Stadt wuchs und wuchs. Die prosperierende Wirtschaft erlaubte es, viele neue Geschäfts- und Wohnräume zu errichten. Es entstanden zahlreiche Hochhäuser.

 

1973 bis 1979: Ölkrisen, konjunktureller Abschwung, Fremdenfeindlichkeit

Nachdem in den 1960 ein nie dagewesenes konjunkturelles Hoch herrschte und alle Gesellschaftsschichten davon profitieren konnten, brach 1973 mit der ersten weltweiten Ölkrise auch die Schweizer Wirtschaft ein. Die bis anhin gefragten Gastarbeiter wurden angefeindet, die Schweizer Bevölkerung kämpfte mit der Arbeitslosigkeit. Daraus entwickelte sich eine fremdenfeindliche Stimmung gegenüber den früher sehr gefragten ausländischen Arbeitskräften. Kaum klang die erste Ölkrise ab, schellte schon die zweite an, die den wirtschaftlich dringend benötigten Aufschwung in der Schweiz verhinderte. Weltweit wurden damit die Ressourcen zum wichtigsten Hebel der Weltwirtschaft.

 

1980: offene Drogenszene, erneute Jugendunruhen, Zürich wird Wirtschaftsmetropole

Zürich wies trotz allen Entwicklungen eine gute Wirtschaftsbilanz auf. Gleichzeitig war das Image der Stadt stark angeschlagen durch ihre international bekannte und berüchtigte offene Drogenszene rund um den Platzspitz. Die Räumung dieser offenen Drogenszene 1992 sowie der gleichzeitig offen gelegte Reichtum der Stadt, verbunden mit den aufkommenden sozialen Gegensätzen, führten zu erneuten Jugendunruhen, die auch als «Opernhauskrawalle» in die Geschichte der Stadt eingingen.

In diesem lebendigen und voller Spannungen durchsetzten Zürich arbeitete Urfer und fand die für ihn wichtige Harmonie nur in seinen Bildern. Sein Umfeld war widersprüchlich, dynamisch und oft auch brutal.